Cost estimations during tendering
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Wie wird nun eine "Kalkulation über die Angebotsendsumme" durchgeführt?
Anmerkung zur Abbildung 1:
Ausgangspunkt der Kalkulation sind die Leistungsbeschreibung (LB) und das Leistungsverzeichnis (LV) des Bauherrn. Diese sind i. d. R. so abgefasst, dass sie primär das Bauobjekt beschreiben, weil der Bauherr eine objektorientierte Sichtweise hat. Das zum Bauobjekt gehörende "Drumherum" - wie z. B. die Baustelleneinrichtung (BE) - wird vom Bauherrn in den Ausschreibungsunterlagen nicht oder nur sehr knapp erfasst. Mit welchen Mitteln und in welcher Weise gebaut wird, ist für den Bauherrn i. d. R. von untergeordneter Bedeutung. Dem Bauherrn fehlen zudem die Kenntnisse, zu dem "Drumherum" konkrete Vorgaben machen zu können. Â
Die Bieter haben eine projektorientierte Sichtweise. Sie blicken auf das Bauobjekt und das "Drumherum", wie z. B. die Mobilisierung, die BE, die Demobilisierung, die Gewährleistungsphase usw., was zusammen das Bauprojekt ausmacht. Diese Sichtweise ist umfangreicher als die des Bauherrn und wichtig, um das Projekt vollständig bis zum Ende der Gewährleistungsphase zu erfassen.
Das "Drumherum", das das Bauherrn-LV nicht berücksichtigt hat, erfassen die Bieter in einem gesonderten "BGK-LV". Die Bieter könnten nun das "unvollständige" Bauherrn-LV um dieses BGK-LV erweitern. Wenn allerdings jeder Bieter so verfährt, würde der Bauherr eine Vielzahl an Angeboten erhalten, die untereinander nicht mehr vergleichbar wären. Deswegen ist es prinzipiell untersagt, das Bauherrn-LV zu verändern. Jede Veränderung des Bauherrn-LV seitens eines Bieters birgt die Gefahr, dass der Bieter aus dem Bieter-Wettbewerb ausgeschlossen wird. Die Aspekte im BGK-LV müssen anders erfasst werden.
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Abbildung 1: eigene Darstellung
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Anmerkung zur Abbildung 2:
Um eine Kalkulation überhaupt aufstellen zu können, sind umfangreiche Vorarbeiten notwendig. Nachdem die Leistungsbeschreibung und das Leistungsverzeichnis des Bauherrn analysiert wurden, muss ein Bauverfahren und ein Bauablauf ermittelt, ein Geräte- und Personalkonzept aufgestellt, Leistungs- und Aufwandswerte festgelegt, die Haupt- und Hilfsmassen festgestellt und ein detaillierter Terminplan konzipiert werden. Wenn diese Vorarbeiten durch die Arbeitsvorbereitung erbracht wurden und der Einkauf zudem die Kostenansätze für die wesentlichen Baustoffe (Hauptbaustoffe und evtl. auch wichtigsten Hilfsbaustoffe) und Nachunternehmer eruiert hat, kann der Kalkulator mit seiner Arbeit beginnen.
Der Kalkulator wird zunächst eine Kostenstruktur (Ausführungsverzeichnis) aufstellen und anschließend die Einzelkosten der Teilleistungen (EKT) und die Baustellengemeinkosten (BGK) berechnen. Die Ermittlung dieser beiden Kostenbestandteile bzw. der sich daraus ableitenden Herstellkosten (HK) stellt die Haupttätigkeit des Kalkulators dar. Die Kostenermittlung sollte auf der Basis eines "optimistisch, realistischen Ansatzes" erfolgen: D. h., die Baudurchführung muss technisch, baubetrieblich und organisatorisch mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen machbar sein und noch ausreichende Reserven enthalten, um "gewöhnliche Störungen" des Baubetriebs auffangen zu können.Â
Nach der Ermittlung der Herstellkosten werden die AGK über festgelegte Zuschlagssätze und der WuG-Bestandteil über einen projektspezifischen Ansatz hinzugerechnet. Die sich daraus ergebende Angebots(end)summe stellt das Ergebnis des 1. Kalkulationslaufes dar. In einem 2. Kalkulationslauf werden die Einheitpreise - die bei einem Einheitspreisvertrag im Gegensatz zur Angebotssumme Vertragsbestandteil sind - zu den LV-Positionen bestimmt. Dazu wird eine Kalkulation über die (zuvor ermittelte) Angebots(end)summe durchgeführt, bei der die Umlage(kosten) auf die Teilleistungen (LV-Positionen) verteilt werden.   Â
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Abbildung 2: eigene Darstellung
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Anmerkung zur Abbildung 3:
Die Abbildung 3 zeigt den generellen Aufbau bzw. die Kostenbestandteile einer Angebotskalkulation. Die Umlage setzt sich zusammen aus all jenen Aspekten, die sich nicht in den EKT haben erfassen lassen bzw. die sich nicht den LV-Positionen direkt oder mit vertretbaren Arbeitsaufwand haben zuordnen lassen. Zur Umlage gehören die BGK, die AGK und WuG. Mittels eines festgelegten Umlage-Schlüssels wird die Umlage auf die EKT verteilt. Die so beaufschlagten EKT liefern die gesuchten Einheitpreise.
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Abbildung 3: eigene Darstellung
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Anmerkung zur Abbildung 4:Â
Die Abbildung 4 verdeutlicht das Vorgehen, wie die Umlagekosten auf die EKT bzw. LV-Positionen verteilt werden. Die Verteilung der Umlagekosten erfolgt nicht wahllos sondern gezielt auf die Kostenarten, die für jede LV-Position bestimmt wurden. Die verwendeten Kostenarten werden dabei firmenintern festgelegt.
Anmerkung zu den (kalkulatorischen) Kostenarten: Es sollten mindestens die folgenden Kostenarten in der Kalkulation berücksichtigt werden: a) Lohn, b) Gerät, c) SoKo (Sonstige Kosten) und d) NU (Nachunternehmer). In der Praxis kann es allerdings durchaus auch vorkommen, das 20 und mehr Kostenarten in der Kalkulation vorliegen und berücksichtigt werden müssen. Dies hängt davon ab, wie spezifisch in einer Firma die Kosten erfasst und ausgewertet werden. Die Verwendung zu vieler Kostenarten ist allerdings nicht ratsam, da es die Kalkulation erheblich erschwert und in der Bauausführung den Vergleich mit den kaufmännischen Kostenarten verkomplizieren oder gar unmöglich machen kann. Â
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Abbildung 4: eigene Darstellung
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Anmerkung zur Abbildung 5:Â
Der Umlage-Schlüssel gibt an, wie die Umlagekosten (BGK + AGK + WuG) auf die Kostenarten der EKT-Positionen verteilt werden. Er legt fest, dass jede Kostenarten (außer der Kostenart "Lohn") mit einem spezifischen Zuschlagssatz beaufschlagt wird. Wenn beispielsweise die Kostenart "Gerät" mit 35% beaufschlagt wird, bedeutet dies, dass in jeder LV-Position, in der die Kostenart "Gerät" vorkommt, sich diese um 35% auf dann 135% erhöht. Die Erhöhung der Kostenart "Gerät" führt dazu, dass sich die Gesamtumlage um genau diesen Erhöhungsbetrag minimiert. Dies erfolgt über alle Kostenarten außer der Kostenart "Lohn". Der Grund für dieses Vorgehen liegt darin, dass es eine Kostenart geben muss, die nach der Beaufschlagung aller anderen Kostenarten die verbliebene Restumlage aufnehmen muss. Die Restumlage wird i. d. R. auf die Kostenart "Lohn" verteilt, woraus sich dann der Zuschlagssatz für die Kostenart "Lohn" ergibt (z = Restumlage/Lohnkosten in [%]). Es ist allerdings auch möglich, hierfür eine andere Kostenart zu wählen.
Achtung: Der Zuschlagssatz bedeutet hingegen nicht, dass 35% der Umlagekosten auf die Kostenart "Gerät" verteilt wird. In diesem Fall müssten alle Zuschlagssätze zusammen 100% ergeben, was nicht der Fall ist (siehe Abbildung 5).
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Abbildung 5: eigene Darstellung
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Anmerkung zur Abbildung 6:
Die Abbildung 6 verdeutlicht noch einmal das Vorgehen bei der Verteilung der Umlage auf die Kostenarten jeder EKT-Position (LV-Position). Am Ende des 1. Kalkulationslaufes steht die Angebotssumme und die Höhe der Umlage fest. Es ist zudem bekannt, aus welchen Kostenarten sich jede LV-Position zusammensetzt. Die Einheitspreise sind allerdings noch unbekannt.
Durch den Umlage-Schlüssel erfolgt im 2. Kalkulationslauf die Verteilung der Umlage, so dass die Umlage zu null wird. Die Umlage findet sich nun in den LV-Positionen wieder. Die "Höhe" einer LV-Position entspricht dabei dem Gesamtpreis (GP) dieser Position. Der gesuchte Einheitspreis einer LV-Position ergibt sich, in dem der Gesamtpreis dieser LV-Position durch seine LV-Menge dividiert wird. Â
Achtung: Die Angebotssumme nach dem 1. Kalkulationslauf muss identisch mit der Σ (Gesamtpreise der LV-Positionen) bzw. Σ (Einheitspreise x LV-Mengen) nach dem 2. Kalkulationslauf sein. Bildlich gesprochen bedeutet dies: Die Fläche der Umhüllenden des 1. Kalkulationslaufes (gelbe Linie) muss identisch sein mit der Fläche der Umhüllenden des 2. Kalkulationslaufes (ebenfalls gelbe Linie). Wenn dies nicht der der Fall sein sollte, ist die Berechnung fehlerhaft verlaufen. Die Umlage verändert nicht die Angebotssumme, sondern nimmt nur Einfluss auf die Gestaltung der Höhe der Einheitspreise.
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Abbildung 6: eigene Darstellung
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Anmerkung zur Abbildung 7:
Wie sich der Umlage-Schlüssel auf die Gestaltung der Gesamtpreise (GP) und damit auf die Einheitspreise (EP) der LV-Positionen auswirkt, verdeutlicht die Abbildung 7. In der Praxis ist es üblich, die Lohnkosten hoch zu beaufschlagen, weil Bauarbeiten lohnintensive Arbeiten sind. Die NU-Kosten sind eher niedrig zu beaufschlagen, da es sich um Arbeiten handelt, die nicht im eigenen Betrieb (d. h. mit eigenem Personal und Gerät) verrichtet werden. Sie sollten allerdings auch deswegen niedriger beaufschlagt werden, weil sie sich durch den Bauherrn leicht verifizieren lassen, was auf die Lohnkosten nicht zutrifft. Zur Untermauerung der Seriosität des eigenen Angebotes gilt es, durch den Bauherrn überprüfbare Kostenbestandteile - wie z. B. Materialpreise und NU-Preise - eher niedrig zu beaufschlagen. Jeder Bauherr wird es "suspekt" finden, wenn im Angebot der Preis für die Betonlieferung erheblich über dem Betonpreis des nächsten Betonwerkes liegt, es sei denn, dass in diesem Preis noch andere Leistungsbestandteile enthalten sind.Â
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Abbildung 7: eigene Darstellung
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Anmerkung zur Abbildung 8:
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es in der Praxis noch andere Umlagemöglichkeiten gibt. Eine beliebte aber auch sehr gefährliche Art der Umlage ist die gezielte Verteilung der Umlage auf nur wenige Positionen des Leistungsverzeichnisses. In einem solchen Fall wird auch von einer "frivolen" Kalkulation gesprochen. Dies erfolgt immer dann, wenn der Bieter der Ansicht ist, dass im LV des Bauherrn ein Mengenfehler in Form einer Mindermenge vorliegt. Der Gedanke des Bieters ist dabei wie folgt: Wenn die ausgeschriebene Menge im Leistungsverzeichnis z. B. nur 50% der voraussichtlichen Abrechnungsmenge beträgt, lässt sich die auf diese Position verteilte Umlage in der Abrechnung verdoppeln, ohne das dies im Angebotspreis ersichtlich ist. Bieter nutzen solche Positionen auch, um ihren Angebotspreis nach unten zu drücken. Sie verschaffen sich auf diese Weise einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Ein solches Vorgehen kann allerdings dazu führen, dass die Abrechnungssumme erheblich niedriger und unterhalb der Selbstkosten ausfällt, wenn gerade diese Positionen in der Bauausführung nicht die ausgeschriebenen Mengen erreichen.
Die Preisgestaltung auf diese Art ist sehr spekulativ und risikoreich und sollte unterlassen werden. Sie führt zu einer Verzerrung des Einheitspreisgefüges innerhalb eines Angebotes aber auch zwischen den Angeboten verschiedener Bieter. Die von den Bauherrn häufig aufgestellten Preisspiegel zum positionsweisen Vergleich der Bieterpreise sind aus diesem Grund immer skeptisch zu hinterfragen, weil die Aussagekraft solcher Preisspiegel stets begrenzt ist, wenn der Bauherr nicht weiß, wie die Bieter kalkuliert haben (gleiches gilt für die Preisspiegel der Bauunternehmer bei NU-Anfragen). Â
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Abbildung 8: eigene Darstellung
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Anmerkung zur Abbildung 9:
Die nachfolgende Abbildung zeigt die wesentlichen Schritte des Ablaufs der Kalkulation über die Angebotsendsumme noch einmal auf.
Abbildung 9: eigene Darstellung
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Literaturquellen
- Reichsverband industrieller Bauunternehmungen e.V. (1929); Selbstkostenermittlung für Bauleistungen
- Opitz (1940); Selbstkostenermittlung für Bauleistungen, Teil 1, Anleitung für den Aufbau der Preisermittlung
- Opitz (1941); Selbstkostenermittlung für Bauleistungen, Teil 2, Die praktische Durchführung der Preisermittlung
- Wanninger (2006); Die ordnungsgemäße Kalkulation - ein unbestimmter baubetrieblicher Begriff
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Date of last edit webpage: August 2018