Mitarbeiter in Saudi-Arabien
Anlagenbau in Saudi-Arabien
Staudamm- & Kraftwerksbau in Nepal
Tunnelbau/-sanierung in Indien

Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Laurenz Görres

Reise nach Mykoliav, Kherson, Otschakiv und Rückreise über Kyiv und Lviv im Juni 2023

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Mykolaiv


Während meines Aufenthaltes in Kyiv im März 2023 empfahl mir ein tschechischer Fotoreporter, dass ich mir Mykolaiv anschauen sollte, um die Zerstörung durch das russische Militär besser nachvollziehen zu können. Mykolaiv wurde während der ersten Kriegsmonate wochenlang von russischen Truppen belagert und beschossen. Aus diesem Grund reiste ich von Odessa ins ca. 115 km nordöstlich gelegene Mykolaiv. Ich schaute mir bei dieser Gelegenheit auch Kherson an, das ca. 50 km südöstlich von Mykolaiv liegt und derzeit die Kontakt- bzw. Kampfzone darstellt. Gleiches gilt für Ochakiv knapp 50 km südwestlich von Mykolaiv, das von der russisch besetzten Kinburn-Halbinseln immer weider beschossen wird. Dies sind zwei Hochrisiko-Gebiete, weil die Vorwarnzeit bei Artillerie-Beschuss nicht gegeben ist.  

Darstellung der Reise nach Mykolaiv, Kherson und Ochakiv samt Frontverlauf im Juni 2023


Mykolaiv Stadt

Mykolaiv war zur Sovietzeit eine Hafenbau-Stadt.
Diese Drehbrücke ermöglicht den Zugang zum Hafen.
Die versenkte "Moskwa" (russisches Flagschiff im Schwarzen Meer) wurde in Mykolaiv gebaut. 

Typisches Straßenbild: Fast alle Straßen sind mit Bäumen begrünt.

Der zentrale Platz von Mykolaiv

Ein Teil des Hafens mit einem Trockendock

Kunst im Stadtzentrum von Mykolaiv

Wie in Odessa wird auch in Mykolaiv der
Kriege aus Sovietzeiten gedacht.

Ein weiteres Kriegsdenkmal im Stadtzentrum
von Mykolaiv

Eine (ehemals) deutsche Brauerei mit sehr
gutem Bier in Mykolaiv

Mykolaiv ist nicht die schönste aber eine interessante Stadt

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Mykolaiv Stadt  |  Kriegsfolgen  |  Impressionen Juni 2023

Verwaltungsgebäude im Stadtzentrum ...
(Raketentreffer)

... als ein Mahnmal des Krieges

Durch russisches Bombardement zerstört.

Durch russisches Bombardement zerstört.

Durch russisches Bombardement zerstört.

Durch russisches Bombardement zerstört.

Durch russisches Bombardement zerstört.

Wohn- und Geschäftshaus mit Kinderkleidergeschäft.

Reste eines Kinderkleidergeschäftes.

Ein reines Wohnhaus zerstört durch
russisches Bombardement.

Im Trümmerhaufen fand ich diesen Teddy,
der den Angriff nicht "überlebt" hat.


Wenn Russland behauptet, es ziele und träfe nur militärische Infrastruktur, dann stimmt dies einfach nicht. Die Fotos zeigen das Gegenteil.

Wohnhaus mit Supermarkt zerstört durch
russisches Bombardement.

Dies war ein dreistöckiges Verwaltungsgebäude
der Stadt Mykolaiv ("Bürgerzentrum").

"Business-Center Mykolaiv" zerstört durch
russisches Bombardement

Marine-Akademie in Mykolaiv zerstört durch
russisches Bombardement.

Die zerstörte Infrastruktur zwingt die Einwohner, sich Frischwasser an öffentlichen Brunnen zu holen. Das Leitungswasser ist in Mykolaiv nur "technisches Brauchwasser" und damit ungenießbar.

Eine von Dänemark gesponserte
Frischwasser-Zapfstelle.

Zerstörte elektrische Infrastruktur
(hier: Transformator nach Artilleriebeschuss)

Zerstörte elektrische Infrastruktur
(hier: Strommast lag horizontal am Boden
und wurde notdürftig repariert)

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Mykolaiv Umland  |  Kriegsfolgen  |  Impressionen Juni 2023

Wer meint, dass die Schäden in Mykolaiv-Stadt bereits verherrend sind, wird im Umland noch viel größere Schäden feststellen. Entlang der Hauptstraße M14 zwischen Mykolaiv und Kherson wurden viele Gebäude und ganze Dörfer während des russischen Vormarsches zerstört und Felder kilometerlang vermint. Diese Feldern, in denen aber auch z.B. defekte Strommasten stehen, sind erst wieder zugänglich, wenn die Minen geräumt wurden.

Zufahrtsstraße zu einem (bewohnten) Dorf abseits der Hauptstraße M14 zwischen Mykolaiv und Kherson

zerstörtes Verwaltungsgebäude

zerstörtes Wohnhaus

zerstörtes Wohnhaus (wegen Gefahr von Sprengfallen nicht betretbar)

Müllhalde mit Einweck-Gläsern
(ukrainisch: "Kompott")

Hinweis-Schild auf bestehende Minen- und Sprengfallengefahr

Schon mal vor einem Minenfeld gestanden? So sieht dies aus. Das Haus im Hintergrund ist unerreichbar, weil das kleine Feld zum Haus vermint ist. Wer vor so einem Minenfeld steht, kann spüren, wie menschenverachtend der Einsatz von Minen ist, da die Gefahr durch Dritte nicht erkennbar ist. Eine verlegte Mine braucht nichts, macht keine Geräusche, schläft nicht und "arbeitet" 24/7 bis sie ausgelöst wird. Verminte Bereiche werden evtl. mit Warnschildern versehen, gehören aber eigentlich abgesperrt, denn Kleinkinder können diese Schilder evtl. nicht lesen. Die russische Armee hat große Flächen im "Oblast Mykolaiv" vermint. Die Ukraine wird voraussichtlich Jahre für deren Beseitigung benötigen.

weiteres Hinweisschild auf Munitionsgefahren

Schon mal vor einem echten Minenfeld gestanden?
In direkter Nachbarschaft zu diesem Minenfeld befindet sich ein Kinderspielplatz - abartiger geht es nicht!

Ein "unerreichbares Haus" in einem Minenfeld

Die Reste einer russischen Rakete auf
einem Kinderspielplatz in der Dorfmitte

beschädigte elektrische Infrastruktur (Transformatorhaus) | Neben dem Transformatorhaus befindet sich ein Graben, in dem ein Panzer Schutz suchte und der nun als Müllkippe dient.

beschädigte elektrische Infrastruktur (Strommast)

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Mykolaiv Umland  |  Region Ochakiv  |  Kriegsfolgen  |  Impressionen Juni 2023

Das Problem von Ochakiv ist die Nähe zur Kinburn-Halbinsel, die russisch besetzt ist.

In der Region Ochakiv ist das Tragen einer schusssichere Westen eine Pflicht. Diese ist allerdings mit Stahlplatten versehen und so schwer, dass sie einer gebrochenen Schulter nicht wirklich guttut.

Die Reste einer Rakete, die von russischen Truppen auf eine kritische Infrastruktur in Ochakiv abgefeuert wurde.

Ochakiv liegt gegenüber der Kinburn-Halbinsel, von der Russland die Region Ochakiv immer wieder beschießt. Die Vorwarnzeit ist so gering, dass schusssichere Westen getragen werden müssen.

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Mykolaiv Stadt  |  Luftalarme  |  Impressionen Juni 2023

Auch in Mykolaiv gab es mehrere Male Luftalarm.

"Sound of sirens"

Straßenbild während eines Luftalarms in Mykolaiv

Mykolaiv
23.06.2023
16:25 Uhr

Warnung auf:
https://alerts.in.ua/en

Hinweise auf:
https://alerts.in.ua/en.

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Mykolaiv  |  Was zu tun wäre!

Herrichten der kritischen Infrastruktur zur Energieversorgung:

Mykolaiv eignet sich - aus meiner Sicht - hervorragend als "Leuchtturm-Oblast" für einen "grünen Wiederaufbau" der Ukraine. Die Nähe zur Küste begünstigt den Windkraftausbau und die großen landwirtschaftlichen Flächen ermöglichen Solarstrom und Biogas zu erzeugen. Das Land ist dünn besiedelt, so dass keine Energieerzeugungsform Menschen stört. Mit diesen Stromquellen ließe sich die Stromerzeugung in der Ukraine diversifizieren und "grün gestalten", was mehrere Vorteile hätte. Stromerzeugung könnte so dezentral erfolgen und benötigt keine großen Kraftwerke mehr, wodurch es weniger "kritische Infrastruktur" gäbe. Weniger "kritische Infrastruktur" bedeutet aber auch, dass in einem Kriegsfall die Energieversorgung sich nicht so einfach zerstören lässt, wie dies im Winter 2022/23 in der Ukraine geschehen ist. Zu lösen wäre nur, wie man Energie aus Wind und Solar zwischenspeichern und bei Bedarf abrufen kann. Es bedürfte einer Technik zur Energiezwischenspeicherung (z.B. Batterie oder Pumpspeicherwerke). Mit der der Lage am Dnipro ließe sich im angrenzenden Oblast Kherson zusätzlich Wasserkraft erzeugen und für den Spitzenlastausgleich nutzen. Für ein solches Projekt müssten die Stromnetze allerdings umgestaltet werden, die aber ohnehin aufgrund eines hohen Zerstörungsgrades zu erneuern sind. Dezentrale Stromnetze erfordern zudem neue "Energie-Manager" und schaffen viele neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze, was vorteilhaft für die Gegend wäre. Weitere Aufgaben, die im Oblast Mykolaiv aus meiner Sicht zu bewerkstelligen wären:

  • zeitnaher Beginn der Sprengmittelaufklärung, Minenbeseitigung und Munitionsbergung (besonders auch in allen Ãœberschwemmungsgebieten nach dem Kakhovka-Dammbruch)
  • Abriss zerstörter Baususbstanz und Recycling aller Baustoffe aus dem Abriss
  • Aufbau von (zertifizierten) Recycling-Zentren
  • Straßenbau (z.B. mit recyceltem Material aus der zerstörten Infrastruktur sofern machbar)
  • Neubau der Trinkwasserversorgung (in Mykolaiv)
  • Müllbeseitigung
  • Wiederaufbau von städtischer und dörflicher Infrastruktur (z.B. Schulen, Verwaltungen)
  • Errichtung von Schutzbauten für die "kritische Infrastruktur" (z.B. Umspannwerke, Transformatorstationen ...)

Kurzfristig muss den Menschen in den zerstörten Dörfern allerdings Strom und Wasser zur Verfügung gestellt werden und die "Müllproblematik" geklärt werden. Diese Aufgabe dürfte mit am Wichtigsten derzeit sein. Dafür müssten aus meiner Sicht Expertenteams (Bauingenieur, E-Techniker, Minenräumer ...) die Schäden und Beeinträchtigungen in den Dörfern umgehend katalogisieren und notwendige Reparaturen umgehend veranlassen. Es ließ sich nicht erkennen, ob diese Aufgabe bereits begonnen wurde. 

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Kherson


In Kherson schienen für mich die Schäden durch Beschuss geringer als in Mykolaiv gewesen zu sein, dafür hat die Sprengung des Kakhovka-Staudamms allerdings größere Schäden hinterlasssen und viele Häuser in Flussnähe unter Wasser gesetzt. Um den 23.06.2023 startete die ukrainische Armee ein Landungsoperation in der Nähe der Antonovskiy Brücke (etwas nördlich von Kherson), um auf das linke (östliche) Dnipro-Ufer hinüberzusetzen. Dies hatte in den darauffolgenden Tagen gegenseitigen Artillerie-Beschuss zur Folge, der auch aus der Stadt Kherson selbst geführt wurde und während meines Rundgangs nahe am Dnipro-Ufer sehr laut zu vernehmen war. In Kherson selbst fahren Busse, leben Menschen und sind die Geschäfte für den täglichen Bedarf geöffnet. Die Stadt wirkt aber eher verlassen.

Ortseingangsmonument von Kherson

verschlammte Parallelstraße zum Dnipro
(ca. 200 bis 300 m entfernt)

verschlammte Parallelstraße zum Dnipro (ca. 200 bis 300 m entfernt)

geflutetes Haus in Kherson  |  Das Wasser reichte bis zum Stromzähler

beschossenes Haus in Kherson

Im Stadtzentrum von Kherson geht das Leben weiter.

Obwohl laut Aussage des Anwohners dies eine "very dangerous zone" ist, mäht dieser mit einem Trimmer ganz geruhsam den Rasen (während drumherum das Artillerie-Feuer zu hören war)

gesammelte Reste einer Granate

Kherson zu besuchen ist nicht ganz einfach, weil dies ein Kampfgebiet ist und deswegen auch militärisch abgeschirmt wird. Mit Vadym war dies allerdings möglich und so konnte ich mir ein Bild der Schäden in Kherson machen. Besten Dank an Vadym!

Das direkte Flussufer ist gesperrt, aber es ist möglich Parallelstraßen zum Fluss zu begutachten.

Es ist schon merkwürdig, wenn man an dem einzigen Ort in der Ukraine sich aufhält, an dem dokumentierte Kampfhandlungen stattfinden.

Websites und Apps geben Auskunft über mögliche Gefahren. Für Kherson galt: 1 Alarm von 6 Minuten Dauer, 2 gemeldete Explosionen

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Kyiv


Kyiv Stadt  |  Impressionen Juni 2023

Zu Besuch an der KNUBA, um die Lehrvorträge im nächste Semester zu besprechen.

Glockenturm der Sophia's Cathedral

Sophia's Cathedral

goldenes Mosaik im Inneren der Sophia's Cathedral

Blick vom Dnipro auf das rechte Ufer in Kyiv

Blick vom rechten Ufer auf den Dnipro

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Kyiv Stadt  |  Kriegsfolgen  |  Impressionen Juni 2023

Zu sehen auf einer Tafel in der Sohpia's Cathedral

Folgen eines Raketeneinschlags
in ein Wohnhochhaus

Die Rakete hat das Hochhaus durchschlagen
und das 15. bis 18. Stockwerk zerstört.

Platz am Michael's Monastery im Stadtzentrum von Kyiv mit Beute-Panzer-Ausstellung

Mittlerweile sind alle Wände an der Michael's Monastery mit Fotos toter Soldaten beklebt!
Drei Monate zuvor (Ende März) waren vier Wandelemente noch frei.

Dieser Soldat wurde keine 20 Jahre alt (er starb durch einen Raketeneinschlag in Mykolaiv)

Gedenken der toten Soldaten am Maidan

Dies wünschen sich die Ukrainer (Straßenplakat nahe am Maidan)

Mit dieser (echten) Briefmarke beweisen die Ukrainer Humor

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Lviv


Lviv Stadt  |  Impressionen Juni 2023

 Zentrum von Lviv

Stadtpark von Lviv

 Vor der Oper in Lviv spielen Kinder in einem Brunnen.

Rathausplatz in Lviv

Die ukrainische Meinung zu Frau Merkel
ausgedrückt mit einem eigenen Bier.

Das größte ukrainische Problem (in Friedenzeiten)
ausgedrückt mit einem eigenen Bier.

Zitat: "... Since the beginning of the war in Donbas, Merkel insists on a peaceful conflict resolution, refusing to supply necessary weapons to Ukraine. ... Germany now tries to attempt the impossible - fight with Russia, while still doing business at the same time. Danke, Frau Rippentrop." Anmerkung: Das Bier ist von 2018 und an der letzteren Aussage dürfte sich wenig geändert haben. Hinweis: Ribbentrop war der außenpolitischen Berater Hitlers und sein Büro trug den offiziellen Titel „Außenpolitischer Berater und Beauftragter der Reichsregierung für Abrüstungsfragen“. 

Der Ehrenfriedhof für gefallene Soldaten der Stadt Lviv wird immer größer.

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Erkenntnis aus dieser Reise


Während meiner 2. Reise durch die Ukraine wurde mir noch einmal klar, dass dieser Krieg erst enden wird, wenn die territoriale Integrität der Ukraine wiederhergestellt ist. Die Ukrainer werden niemals aufhören, für ihr Land zu kämpfen, solange sie dazu in der Lage sind und die Mittel dazu haben. Russland wird niemals in der Lage sein, dieses Land zu beherrschen. In diesem Punkt hat sich Putin völlig verkalkuliert.

Was ist also der beste Weg, diesen Krieg zu beenden? Verhandlungen mit Russland? Einfrieren des Konflikts wie zwischen 2014 und 2022? Weiterkämpfen wie bisher? Intensivierung der Kämpfe?

Sicher ist: Die Kämpfe müssen beendet werden, und je früher das geschieht, desto besser. Es wäre vernünftig, wenn Russland sich auf seine alten Grenzen zurückziehen und mit der Ukraine reden und verhandeln würde.

 


Bearbeitungsstand dieser Webseite: Juli 2023

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